Solidarität im Lockdown

20. November 2020

Fränzi W. wohnt mit ihren vier Kindern in einer 3.5-Zimmer-Wohnung. Mit Putz-Jobs und den Unterhaltszahlungen reichte es – «ohne grosse Sprünge». Dann kommt der März 2020 und der Lockdown:  Ein Grossteil des Einkommens bricht weg. Sie erfuhr viel Solidarität in dieser Zeit, im Dorf und von Caritas.

«Es geht irgendwie, wir wollen nicht jammern. Vielen geht es bedeutend schlechter als uns», sagt Fränzi W. Zu fünft wohnen sie in einer kleinen 3.5-Zimmer-Wohnung im Berner Seeland. Die zwei Mädchen sind 8 und 10 Jahre alt, die beiden Burschen sind 16 und 26 Jahre. Die Wohnung ist schmuck eingerichtet, die Verhältnisse aber eng. Gegessen, gespielt und Rechnungen bezahlt wird am kleinen Küchentisch.

 

 

Freizeit darf nicht viel kosten

In diese Wohnung zog sie mit ihren Kindern nach der Trennung von ihrem Ex-Mann. «Wir können sie uns wenigstens leisten.» Mit den Unterhaltszahlungen und ihrem Einkommen als Haushalts- und Putzhilfe im Stundenlohn kommen sie in der Regel gut durch. Freizeit darf aber nicht zu viel kosten. Sie haben Geocaching für sich entdeckt; ein Postenlauf in der freien Landschaft. Oder sie packen ihre Fahrräder und gehen auf Entdeckungsreise entlang der nahen Aare. Doch im Frühjahr 2020 ändert sich alles. Mit dem Coronavirus kommt der Lockdown.

 

 

Nur noch ein Drittel des Einkommens

Von normalerweise elf Wohnungen kann sie von einem auf den anderen Tag nur noch drei putzen. Ihr Einkommen mindert sich entsprechend schlagartig. Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden. Die Finanzen geraten in Schieflage. Vielen andern in der Schweiz ergeht es ähnlich. Besonders Menschen in so genannt prekären Anstellungen – im Stundenlohn oder auf Abruf – sowie Alleinerziehenden brach im Frühjahr 2020 der Boden unter den Füssen weg.

 

 

Solidarität erfahren: Caritas und Bekannte helfen aus

Die alleinerziehende junge Frau nimmt das Schicksal selber in die Hand: Sie gelangt an Caritas. Dank der Solidarität zahlreicher Spenderinnen und Spendern im Rahmen der Glückskette-Sammlung konnte Caritas Fränzi W. und vielen anderen in der Corona-Krise helfen. Caritas übernahm die offenen Krankenkassenrechnungen der Familie. Damit war Fränzi W. eine grosse Belastung los. Doch auch aus dem Umfeld erfährt die gelernte Hotelfachassistentin viel Solidarität: Es waren Bekannte aus dem Dorf, die ihr durch die Kinderbetreuung überhaupt ermöglichten, wenigstens den drei verbleibenden Reinigungsjobs nachzugehen.

 

«Ich will mich zeigen»

Für Fränzi W. ist klar: «Wie ich sind viele unverschuldet und plötzlich in finanzielle Bedrängnis geraten. Es ist eine weitverbreitete Realität. Deswegen will ich hinstehen und mich zeigen. Damit es anderen Betroffenen leichter fällt, sich Hilfe zu holen.»

 

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